Die größten Vorurteile gegenüber Meditation: Wir räumen auf

Medi­ta­tion und Acht­sam­keit spal­ten die Gemü­ter: Eso­te­ri­scher Fir­le­fanz oder Geheim­tipp für die kör­per­li­che und geis­tige Gesund­heit? Wir ent­lar­ven die belieb­tes­ten Vor­ur­teile der Skep­ti­ker:innen.

Wer anfängt, sich mit Acht­sam­keits­trai­ning zu beschäf­ti­gen, wird nicht selten mit Vor­ur­tei­len kon­fron­tiert. Skep­ti­ker:innen meinen, dass die Aus­wir­kun­gen von Medi­ta­tion nicht aus­rei­chend erforscht sind und höchs­tens von leicht­gläu­bi­gen Eso­te­ri­kern als ​„All­heil­mit­tel“ ver­kauft werden. Viele Men­schen sind über­rascht, wenn sie hören, dass sogar For­scher der renom­mier­ten Har­vard Uni­ver­sity die posi­ti­ven Effekte von Acht­sam­keit nach­wei­sen konn­ten. Warum fällt es vielen trotz­dem noch schwer, zu akzep­tie­ren, dass die jahr­tau­sen­de­alte Praxis der Medi­ta­tion auch im 21. Jahr­hun­dert einen berech­tig­ten Platz hat?

In diesem Arti­kel räumen wir die größ­ten Mythen über Medi­ta­tion aus dem Weg. So kann man bei der nächs­ten Acht­sam­keits­de­batte im Freun­des-, Bekann­ten- oder Kol­le­g:innen­kreis, auf wich­tige Fakten zurück­grei­fen.

1. Medi­ta­tion ist eine reli­giöse Praxis
Hat Medi­ta­tion nicht etwas mit fern­öst­li­cher Reli­gion zu tun? Das passt doch über­haupt nicht in jedes Welt­bild, oder? Häufig wird Medi­ta­tion mit Reli­gion und Erleuch­tung ver­bun­den. Tat­säch­lich hat Medi­ta­tion viele Ursprünge und ist in den ver­schie­dens­ten Tra­di­tio­nen, und auch den drei Welt­re­li­gio­nen, ver­ankert. Die acht­sam­keitsbasierte Medi­ta­tion, die mitt­ler­weile auch in den Füh­rungs­eta­gen großer Firmen beliebt ist, wurde durch Prof. Jon Kabat-Zinn der Mas­sa­chu­setts Uni­ver­sity Medi­cal School in der west­li­chen Welt bekannt gemacht. Bereits Ende der 1970er Jahre unter­suchte Kabat-Zinn die Wir­kun­gen der Medi­ta­tion aus wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­tive. Er defi­niert das Prin­zip der Acht­sam­keit wie folgt: Acht­sam­keit ist das Bewusst­ma­chen der Erfah­run­gen, die absicht­lich und ohne dar­über zu urtei­len im Hier und Jetzt wahr­ge­nom­men werden. Acht­sam­keit folgt damit keinem bestimm­ten Ziel wie Erleuch­tung oder reli­giö­ser Erkennt­nis.

2. Medi­ta­tion löst alle kör­per­li­chen Leiden
Auf­grund der vielen posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen von Medi­ta­tion auf den Körper und Geist, wird sie oft als All­heil­mit­tel oder Wun­der­pille bezeich­net und schnell als eso­te­ri­scher Fir­le­fanz abge­tan. Bei Acht­sam­keit geht es jedoch darum, den Fokus auf das zu lenken, was gesund ist! Auch Mind-Body Wis­sen­schaft­ler Tobias Esch beschreibt den Ansatz der moder­nen Acht­sam­keit als eine Rück­be­sin­nung auf das Gesunde. Medi­ta­tion kann also als Prä­ven­tiv­maß­nahme ein­ge­setzt werden, um den Körper mit­tels unse­rer geis­ti­gen und men­ta­len Fähig­kei­ten posi­tiv zu beein­flus­sen. Im Kern geht es um die Stär­kung der Gesund­heit und der eige­nen Wider­stands­kräfte, durch den Abbau von Belas­tun­gen, die uns auf die Gesund­heit schla­gen können. Dass Medi­ta­tion dazu bei­tra­gen kann, Dau­er­be­las­tun­gen wie Grü­be­leien oder Stress ent­ge­gen­zu­wir­ken, wurde von vielen ande­ren Medi­zi­ner:innen eben­falls bestä­tigt. Denn mit regel­mä­ßi­ger Übung ver­schafft dir Medi­ta­tion mehr Kon­trolle über deine Gedan­ken und Emo­tio­nen, redu­ziert Stress, ver­hilft dir zu mehr innere Ruhe und macht dich freier von äuße­ren Ansprü­chen. Gleich­zei­tig stärkt sie deine Fähig­keit, ganz da zu sein und das Glück in den klei­nen Momen­ten des Lebens zu genie­ßen.

3. Medi­ta­tion macht ego­is­tisch
Acht­sam­keit stellt das Indi­vi­duum in den Vor­der­grund. Man soll auf seine Bedürf­nisse hören, Selbst­ak­zep­tanz üben und sich vor allem um sich selbst küm­mern. Macht Medi­ta­tion also eigent­lich einen Haufen Ego­is­t:innen aus uns? Fakt ist: Acht­sam­keit hilft dabei, dass man sich selbst besser ken­nen­lernt. Denn Medi­ta­tion trai­niert jene Fähig­kei­ten, die der Psy­cho­loge Daniel Gole­man vor über zwan­zig Jahren als​“Emo­tio­nale Intel­li­genz” berühmt gemacht hat: Acht­sa­men Men­schen fällt es leich­ter, ihre Emo­tio­nen zu ver­ste­hen, mit ihnen umzu­ge­hen und sich selbst zu moti­vie­ren. Wer sich selbst ver­steht, kann sich im glei­chen Zuge aller­dings auch leich­ter öffnen, Kon­flikte lösen, pro­duk­ti­ver zusam­men­ar­bei­ten und tie­fere Bezie­hun­gen auf­bauen — egal, ob in Freund­schaf­ten, in der Liebe, in der Fami­lie oder im Beruf. Medi­ta­tion macht also nicht ego­is­tisch, son­dern ebnet den Weg, um ande­ren Men­schen mit mehr Ruhe und Authen­ti­zi­tät zu begeg­nen.

4. Medi­ta­tion ist nur ein neues Selbst­op­ti­mie­rungs-Tool
Die stän­dige Selbst­op­ti­mie­rung ist ein Phä­no­men der moder­nen Gesell­schaft. Kri­ti­ker:innen nehmen an, dass der Hype um Acht­sam­keit aus­ge­nutzt wird, um den Arbeit­neh­mer noch leis­tungs­fä­hi­ger zu machen. Wäh­rend es stimmt, dass Medi­ta­tion die Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit erhö­hen und die Krea­ti­vi­tät stei­gern kann, sind diese Aus­wir­kun­gen nicht das Ziel von Acht­sam­keits­trai­ning. Im beruf­li­chen Kon­text geht es nicht darum, sich immer weiter zu opti­mie­ren. Viel­mehr schärft die bewusste Fokus­sie­rung nach Innen das Gefühl für die eigene Belas­tungs­grenze. Mit einem Blick für das Wesent­li­che, reagiert man in stres­si­gen Situa­tio­nen nicht mehr mit Abwehr und Wider­stand. Man erlernt, in sich hin­ein­zu­hö­ren und kann anschlie­ßend besser ein­schät­zen, ob man sich einer Situa­tion gewach­sen fühlt, oder andere Bedürf­nisse wich­ti­ger sind. Acht­sam­keit bedeu­tet also nicht Selbst­op­ti­mie­rung, son­dern schafft einen Raum, in dem man seine eige­nen Gren­zen und Gefühle erkun­den darf.

5. Medi­ta­tion ist schwer zu erler­nen
Medi­tie­ren lernen kann man nur im Hima­laya oder wäh­rend des Yoga Retre­ats auf Bali? Wäh­rend man auf Fern­rei­sen oft genü­gend Zeit und Ruhe hat, um sich dem Thema Medi­ta­tion zu nähern, geht es bei Acht­sam­keit vor allem um die Umsetz­bar­keit im Alltag. Man braucht keine beson­dere Gabe oder Fähig­keit, um mit dem Medi­tie­ren zu begin­nen. Auch muss man kein Yoga können, keinen Guru kennen oder stun­den­lang still sitzen. Für gewöhn­lich star­tet Medi­ta­tion als ein­fa­che Kon­zen­tra­ti­ons­übung. Die Fähig­keit, seine Auf­merk­sam­keit über län­gere Zeit aus­zu­rich­ten, ist der Grund­stein der Medi­ta­tion und wird durch regel­mä­ßige Übung nach und nach gestärkt. Genau wie beim Lernen ande­rer Fähig­kei­ten braucht es viel­leicht etwas Zeit und Übung, um sich voll und ganz auf eine Medi­ta­tion ein­zu­las­sen. Wich­tig ist, dass es nicht um das Errei­chen eines bestimm­ten Ziels geht. Im Kern reicht es, die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind. Alles was man dazu braucht, sind ein paar wenige Minu­ten der Ruhe. Medi­ta­ti­ons-Apps sind für den Ein­stieg beson­ders gut geeig­net, denn man hat das Smart­phone immer in der Tasche und kann die Ein­hei­ten ganz leicht und zu jeder Tages­zeit ein­schie­ben. Ange­lei­tete Medi­ta­tio­nen helfen außer­dem dabei, ent­spannt und auf­merk­sam zu blei­ben, wenn sich der Kopf einmal schwer und voll anfühlt.

Vor­ur­teile gegen­über Medi­ta­tion gibt es viele. Wer sich einmal auf die Reise macht, wird aller­dings bald erken­nen, dass jeder in unse­rer schnell­le­bi­gen Gesell­schaft von etwas mehr Acht­sam­keit, sich selbst und ande­ren gegen­über, pro­fi­tie­ren kann. Dahin­ter steht weder Hokus­po­kus, noch die bös­wil­lige Absicht, den Men­schen weiter zu opti­mie­ren. Viel­mehr geht es um die acht­same Wahr­neh­mung der eige­nen Bedürf­nisse, die in jede Tra­di­tion inte­grier­bar ist und eine wich­tige Kraft­quelle im Alltag werden kann.

Dieser Artikel wurde von unserem Partner 7Mind verfasst.